Neuer Zivilschutzkommandant: Von Tarnfarbe zu Orange

Er ist der Jüngste im ganzen Kanton – Ronald Rickenbacher, der neue Zivilschutzkommandant von Wettingen. Warum er kein Klischee bedient und sich sein Wechsel vom Berufsmilitär zum Zivilschutz für ihn lohnt

Seit dem 1. März ist er offiziell im Amt: Ronald Rickenbacher, der neue Zivilschutzkommandant der Zivilschutzorganisation (ZSO) Wettingen-Limmattal. Wer jetzt denkt, es handle sich um einen älteren Herrn, der irrt sich. Der Schwyzer entspricht gar nicht dem typischen Bild eines Zivilschützers.

Standesgemäss findet das Treffen in einer Zivilschutzanlage in Wettingen im Führungsbüro statt. Das Ambiente eher karg, trist, Bunkeratmosphäre. Stolz steht der 31-Jährige in der grün-orangen Jacke vor einem Flipchart, darauf hat er ein Podest gezeichnet mit dem blauen Zivilschutzdreieck auf Platz eins. «Das ist mein Ziel», sagt er selbstbewusst. Der ehemalige Berufsmilitär der Militärpolizei hat ambitionierte Visionen.

Rickenbacher möchte, dass der Zivilschutz aus dem Schatten des Militärs hervortritt und wieder ernst genommen wird. Das Klischee, dass Zivilschützer nur faule Säcke seien, die zusammen ein Bier auf Staatskosten trinken, missfällt dem Schwyzer: «Das ist bei meiner Truppe sicher nicht der Fall! Ich habe ein motiviertes, gut ausgebildetes Team, das nicht nur üben, sondern auch im Einsatz zeigen will, was es kann.» Seine Organisation könne in vielen Bereichen hilfreich sein. Zum Beispiel könne man die Feuerwehr bei Grosseinsätzen unterstützen, bei Grossanlässen beratend zur Seite stehen und weitere kommunale Aufgaben übernehmen. «Wenn man einen Ferrari in der Garage hat, sollte man ihn auch fahren», sagt er mit einem Schmunzeln.

Jung, aber erfahren
Mit 31 Jahren ist Rickenbacher der jüngste Kommandant im ganzen Kanton. Der zuvorkommende und charismatische Neuling hat aber trotz seines jungen Alters bereits einen grossen Erfahrungsrucksack: Lehre als Elektromonteur, zehn Jahre Berufsmilitär, Einsätze im Kosovo und Kaderausbildner. Auf die Frage, ob er denn nicht nur aufgrund seiner Qualifikationen gewählt worden sei, sondern auch, um das verstaubte Image des Zivilschutzes aufzubessern, lacht er: «Mir wäre das nicht gesagt worden, dass man so was mit mir im Schilde führt.»

Rickenbacher betont auch, dass er keinen militärischen Drill in den Zivilschutz einbringen will: «Es macht auch keinen Sinn, denn so macht man mehr kaputt, als dass es hilft.» Natürlich werde er auch mal laut, wenn es darauf ankomme, aber er sei kein Schreihals. Er wolle von seinen Untergebenen als Kamerad wahrgenommen werden und nicht als Diktator.

Seine Vita ist speziell, und der Wechsel vom Militär in den Zivilschutz ungewöhnlich. Doch für ihn ein logischer Schritt: «Ich bin dank meiner Tätigkeit in der Armee sehr gut vernetzt und möchte mit meinen Erfahrungen helfen.»Rickenbacher habe die Zeit in der Armee genossen, doch nach zehn Jahren brauchte er eine neue Herausforderung.

Auch sei sein familiäres Umfeld ein Grund für seine Entscheidung gewesen. Er habe seit längerer Zeit eine feste Partnerin und wollte mehr Zeit für sie und die Familie haben. Das sei mit seiner neuen Stelle besser vereinbar. Doch reissen seine alten Freunde beim Militär nicht oft Witze über seinen Wechsel von einer Spezialeinheit zu den weniger prestigeträchtigen Zivilschützern? Rickenbacher kann sich ein Lachen nicht verkneifen: «Natürlich muss ich mir manchmal einen Spruch anhören, aber im Grossen und Ganzen unterstützen sie meine Entscheidung.»

Mehr Freiheit als in der Armee
Angesprochen auf die Unterschiede zwischen seiner alten Stelle bei der Armee und seiner neuen Tätigkeit hat Ronald Rickenbacher direkt eine Antwort: «Ich bekomme hier mehr Handlungsspielraum. Es wird nicht alles für selbstverständlich genommen und Innovation wird zugelassen.» Auch dass seine Arbeit wertgeschätzt wird, ist ihm wichtig. Manchmal durch Worte, manchmal durch Bewilligung eines Projekts.

Doch der jüngste Kommandant im Kanton hat nicht nur Ziele, sondern auch Wünsche: «Ein Wunsch wäre, mehr Frauen im Zivilschutz zu haben. Gerade bei Betreuung und Sanitätsaufgaben bräuchten wir dringend Unterstützung.»